Märzfeld

Märzfeld

Das Märzfeld, der Sandkasten der Wehrmacht. Es sollte der Höhepunkt der Parteitage werden. Es wurde nie ganz fertiggestellt. Heute kann man noch Reste der Türme auf dem Gelände finden, was mittlerweile zu einem Wohngebiet überbaut worden ist.

Das Märzfeld sollte eine Größe von einem Kilometer Breite und 600 Meter Länge haben. In dieser Arena waren die Schaukämpfe geplant, die bis zur Fertigstellung so lange auf dem Zeppelinfeld stattfanden und für die Zuschauer immer den Höhepunkt der Reichsparteitage bildeten.

Der Name Märzfeld stammt von dem Kriegsgott Mars ab und sollte zugleich auch an den März 1935 erinnern, wo die allgemeine Wehrpflicht eingeführt worden ist. Die Kampfarena sollte 24 Wehrtürme, Zuschauertribünen und eine Haupttribüne bekommen. Hunderte von Fahnenmasten sollten die Gesamte Anlange einsäumen.

Man begann mit dem Bau erst 1936. Bis Kriegsbeginn 1939 wurde nur ein Teil der Anlage fertiggestellt. Lediglich 11 der 24 Türme wurden errichtet. Auch ein unterirdischer Betontunnel für den Transport der Fahnen und Fahnenmasten war zum Teil fertiggestellt worden.

Als die US-Streitkräfte das Gelände 1946 beschlagnahmten, benutzten sie es als Munitionsdepot, Benzinlager und Flugzeughangar. Sie nahmen die angrenzende Grosse Straße als Start und Landebahn.

1966/67 sprengte man dann die ersten Türme durch die Bundeswehr. Heute befindet sich ein kompletter neuer Stadtteil auf dem gesamten Areal Langwasser. Die Dokumentation zeigt, wo und wie man noch Reste von den Fundamenten der Türme finden kann.

Stadtteil Langwasser

Die Geschichte des Stadtteils Langwasser ist eng mit der Zeit des Nationalsozialismus verknüpft. Das dicht bewaldete Gebiet im Südosten Nürnbergs, diente ab 1910 als Gefechtsschießplatz der bayerischen Armee. Nach Waldbränden ordnete die Stadt Nürnberg die Rodung der Wälder an, um auf dem Gelände für die Bevölkerung Getreide und Kartoffeln anzupflanzen. Für die Nationalsozialisten kamen die weiten freien Flächen gerade recht.

Während der Reichsparteitage in Nürnberg, wurden dann die Zeltlager der SS, SA, des Reichsarbeitsdienstes und andere Formationen, hinter dem Märzfeld, auf dem Areal untergebracht. Die SA verpflegte die Parteitagsteilnehmer der SA, SS, die Hitlerjugend, den Arbeitsdienst und Werksscharen. Pro Parteitag wurden z. B. 60 Güterwagons voll mit Kartoffeln, 12 Wagons Gemüse, 42 Wagons mit Fleisch und Wurst, 18 Wagons mit Butter und Marmelade und 60 Wagons voll mit Brot verarbeitet.

Während des Zweiten Weltkrieges, wurden das SA- und HJ-Lager zum Kriegsgefangenenlager Nürnberg „Stalag 13“  umfunktioniert. Polnische, Sowjetische, Jugoslawische, Französische, Italiener und US- amerikanische Soldaten und Offiziere, wurden hier untergebracht.

Es waren bis zu 30 000 Kriegsgefangene hier untergebracht. Die Gefangenen mussten in Nürnberger Rüstungsbetrieben arbeiten. Es gab Schäferhundpatroullien, doppelte Stacheldrahtzäune, Kommandotürme und eine lager eigene Desinfektionsanstalt.

US-Armee

Am 20. April 1945 nahm die US-Armee Nürnberg ein. Die US-Armee beanspruchte nach Kriegsende die ehemalige SS-Kaserne, sowie große Flächen, des Geländes um das Märzfeld für ihre eigenen Zwecke.

Das bisherige Gefangen Lager der Nazis, teilten sie in zwei Bereiche. Der östliche Teil wurde zum Internierungslager für ehemalige SA und SS-Angehörige der NSDAP. Auf der westlichen Seite fanden heimatlos gewordene Ausländer eine Bleibe. Im November 1946 gab die US-Armee die Verwaltung dieser Camps an die Deutschen Behörden ab. Aus dem Internierungslager der SA und SS, wurde dann ein Flüchtlingslager.

Gruppe Nakam

Im Frühjahr 1945 entstand die Gruppe „Nakam“ übersetzt  Deutsche Rache. Das Ziel der Gruppe war es, der Welt zu beweisen, dass die Juden nicht bereit waren, all das Morden was die Deutschen getan haben, stillschweigend hinzunehmen. Das deutsche Volk sollte nicht ungestraft davonkommen. Der millionenfache Mord an den europäischen Juden musste gesühnt werden. Für jeden der Millionen getöteten Juden sollte ein Deutscher sterben. Um dieses Vorhaben am effektivsten umzusetzen, entwickelte Nakam einen Racheplan: Plan „A“ war es in Nürnberg und Hamburg, das Trinkwasser zu vergiften. Nürnberg war ein Symbol der Nationalsozialisten, deshalb sollte hier die Vergeltungsaktion beginnen. Das Vorhaben wurde aber in letzte Minute verhindert. Plan „B“ war ein Attentat auf dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess. Bewaffnet mit Pistolen und Handgranaten wollte die Gruppe in den Gerichtssaal eindringen und den großen Nazi Verbrechern ein Ende bereiten. Doch auch dieser Plan scheiterte. Das Gerichtsgebäude war zu stark gesichert.

Nun kam Plan “C“. Der Blick der Nakam Gruppe richtete sich nun auf das Kriegsgefangenenlager „Stalag 13“ in Nürnberg-Langwasser. Dort waren über 10.000 SS-Männer und Nazi-Funktionäre interniert. Sie wussten, dass das Brot für die Gefangenen in der Konsum Dampf- Bäckerei in Nürnberg gebacken wurde. Sie schleusten einen Mann ihrer Gruppe, in die Bäckerei am Schleifweg 37 ein. Er strich in der Nacht vom 13. auf den 14. April, die Unterseite der Brote mit dem Gift „Arsen“ ein. Um zu verhindern, dass unschuldige Menschen Schaden erleiden, vergifteten sie nur das Schwarzbrot der Deutschen Gefangenen. Denn die Amerikaner rührten diese Brote nicht an. Für die US-Wachmannschaften wurde ausschließlich Weißbrot gebacken. Sie haben in der Nacht ca. 3000 Brote mit Gift bestrichen.

Am nächsten Tag litten tausende SS-Männer unter heftigen Unterleibschmerzen. Einige Gefangene zeigten deutliche Vergiftungserscheinungen und wurden sofort in US-Militärhospitäler eingeliefert. Viele haben sich übergeben, einige sind kurzzeitig oder bis zu einer Woche erblindet. Es kam keiner zu Tode. Ihre Aktion sorgte jedoch für Schlagzeilen. Die Aktion „Todesbrot“, wurde im Jahre 2009 mit Brad Pitt verfilmt: „Inglourious Basterds“.

Valka-Lager

Auf dem Areal des SA und SS-Lagers ließ die internationale Flüchtlingsorganisation UNRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) ein Lager für sogenannte “Displaced Persons” und Flüchtlinge anlegen. Dieses Lager wurde in den Nachkriegsjahren in Nürnberg bekannt als Valkalager. „Valka“ steht in den slawischen Sprachen für Krieg. Die 70 Baracken, waren als Unterkunft für Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gedacht. Eine Baracke des Valkalagers steht heute noch in der Nürnberger Nordstadt, im Garten der Caritas. Auch der ehemalige Kriegsgefangenenfriedhof auf dem Gelände bekam eine neue Ruhestätte. Heute findet man auf dem Platz nur noch eine Mahnmauer mit einer Metallplatte. Die Gräber bettete man auf den Nürnberger Südfriedhof um.

BAMF

Im Jahre 1953 zog dort die neu geschaffene Bundesdienststelle für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ein. Der sogenannte Vorläufer des späteren Bundesamts für Flüchtlinge und Migration. Auch die rund 40 Mitarbeiter der Behörde wohnten, zu Beginn im Valka-Lager. Ein Teil des Lagers wurde dann mit einer Betonmauer umgeben und zum „Bundessammellager für Ausländer“ gemacht. Dort waren alle im Bundesgebiet festgestellten illegalen Ausländer untergebracht. 1960 zog das Amt nach Zirndorf um. Heute befindet es sich in der ehemaligen SS-Kaserne.

Auf dem ehemaligen Märzfeld (geplante Manövergelände) und dem südlich davon gelegenen Lagergelände, wurde die Trabantenstadt Langwasser gebaut. Grundsteinlegung war im Jahre 1957. Die elf Märzfeldtürme, ließ die Stadt 1966/67 sprengen, weil sie der Bebauung im Wege standen. Bis zur Auflösung des Valka-Lagers im Jahre 1960, wurden immer mehr Baracken abgerissen und ihre Bewohner in Neubauwohnungen in Langwasser umgesiedelt.

In dem Stadtteil Langwasser entstanden Wohnungen, Schulen, eine Blindenanstalt, Einkaufszentrum und das Südklinikum der Stadt Nürnberg.