SS-Kaserne

Die ehemalige SS-Kaserne, oder auch Süd-Kaserne genannt, war nicht von Anfang an als Bestandteil des Reichsparteitagsgeländes geplant. Doch die SS (Schutzstaffel), die das gesamte Areal bewachen sollte, forderte auch eine Unterkunft für sich. Die gleichgeschaltete Presse nannte dann die Kaserne das Einfallstor zum Reichsparteitagsgelände. Sie war eine der größten Kasernenbauten des 3. Reiches.

Die Kaserne wurde in den Jahren von 1937 bis 1939 errichtet. Nach nur 20 Monaten Bauzeit war die Kaserne fast fertig. Am 2. Juni 1939 fand das Richtfest statt. Vorher mussten aber auf dem Gelände einige Firmen ihren Firmensitz aufgeben und Gleisanlagen der Reichsbahn verändert werden. Das Gelände gehörte zu dem damaligen Güterbahnhof Süd.

Die Straßenbahnlinie führte direkt vor der Kaserne vorbei, was die vorbei marschierenden Soldaten, dann aus ihrem Gleichschritt hätte bringen können. So wurde auf Hitlers Wunsch die Straßenbahn im Bereich der SS-Kaserne unter die Erde verlegt. Fertig gestellt wurde die unterirdische Straßenbahn dann im September 1938. Die Straßenbahn zweigt heute nun, von der Allersbergerstraße in einen Tunnel ab und kommt nach der Kaserne an der Bayernstraße erst wieder an die Oberfläche. Von hier aus führte dann weiter ein Tunnel zum Güterbahnhof Süd. Es sollte eine Straßenbahn Strecke direkt zum Reichsparteitagsgelände werden. Heute befinden sich in dem Tunnel die Fernwasserleitungen nach Langwasser (Wohngebiet) und Historische Fahrzeuge der Feuerwehr.

Die Kaserneneinfahrt in der Mitte des Hauptbaues, war wie ein Stadttor errichtet worden, als Eingang zu einer Führerstadt. Hitler selber entwarf auch das Einfallstor, in der Mitte des Hauptbaues.

Den vorgesehenen Verwendungszweck, als Unterkunft der SS-Soldaten, die bei den Reichsparteitagen das Gelände bewachen sollten, erfüllte es nie. Als die Kaserne fertig war, brach der Krieg mit dem Überfall auf Polen aus und es gab keine weiteren Parteitage mehr.

Im Zweiten Weltkrieg befand sich in der Kaserne eine Fernmeldeschule der Waffen-SS. 1940 kamen dann auch noch die Polizeieinheiten dazu. Nach der Ausbildung in der Kaserne kamen die Funker dann an die Front. An die Ostfront, Frankreich, Griechenland und den Balkan. Ab 1941 diente dann ein Teil der Kaserne als Außenlager vom KZ Dachau und Flossenbürg. Die Häftlinge waren hier untergebracht und mussten in erster Linie an der Fertigstellung der Kaserne arbeiten. Bei Luftangriffen auf Nürnberg räumten sie dann die Bombenschäden zur Seite und mussten bei Nürnberger Firmen Zwangsarbeit leisten.

Nach Kriegsende wohnten in den leeren Gebäuden, nun ehemalige ausländische Zwangsarbeiter, die sogenannten “Displaced Persons”.  Als „DP“ wurden Personen bezeichnet, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres Heimatstaates aufhielten und ohne fremde Hilfe nicht zurückkehren konnten. Displaced  Persons waren vor allem Zwangsarbeiter und Zwangs verschleppte, der NS-Herrschaft die vornehmlich aus osteuropäischen Staaten und aus ganz Europa stammten und sich bei Kriegsende noch in Deutschland aufhielten. Sie wohnten in der SS-Kaserne, teils in Zelten auf dem Exerzierplatz. Nachdem die letzten Bewohner 1946 die Kaserne verlassen hatten und in ihre Heimat zurückkehren konnten, zog kurzzeitig die Nürnberger Stadtverwaltung in die Räume ein.

1948 übernahm dann die US-Army, die 45. US-Infanteriedivision die Kaserne und blieb bis ins Jahr 1992. Die Kaserne bekam den Namen Merrell Barracks. Namensgeber war der 18-jährige amerikanische Soldat Joseph F. Merrell, der beim Angriff auf Nürnberg als Soldat am 18.04.1945 gefallen war. Für seinen vorbildlichen, heldenhaften Einsatz gegen die deutschen Truppen, wurde er mit der „Medal of Honor“, der höchsten Amerikanischen Tapferkeitsauszeichnung geehrt. Er wurde für auffällige Tapferkeit und Unerschrockenheit im Handeln über die Pflicht hinaus geehrt. Der Soldat Merrell griff einen tapferen Ein-Mann-Angriff gegen weit überlegene feindliche Streitkräfte in der Nähe von Nürnberg-Lohe (Knoblauchsland) an. Er rannte 100 Meter durch konzentriertes Feuer, entkam kaum dem Tod bei jedem Schritt und eliminierte aus nächster Nähe vier deutsche Soldaten mit ihren Maschinenpistolen, mit seinem Gewehr und tötete sie alle, während ihre Kugeln seine Uniform zerrissen. Als er wieder vorwärtsging, wurde sein Gewehr von einer Scharfschützen-Kugel zerschlagen, so dass er nur mit drei Granaten bewaffnet war. Aber er zögerte nicht. Er rannte zickzack 200 Meter durch einen Kugelhagel bis auf zehn Meter vor die erste Maschinengewehrstellung , wo er zwei Granaten schleuderte und dann an die Position eilte, um bei Bedarf mit bloßen Händen zu kämpfen. In der Stellung ergriff er eine Luger-Pistole und tötete die Deutschen Soldaten die jene Granatexplosion überlebt hatten. Bewaffnet mit nur der Luger-Pistole und einer Handgranate, kroch er auf die zweite Maschinengewehrstellung zu, die sich 30 Meter entfernt befand, und tötete unterwegs vier Deutsche in getarnten Fuchslöchern, erhielt jedoch selbst dabei eine kritische Wunde im Bauch. Und doch fuhr er fort mit seinem Angriff, taumelte, blutete und ignorierte die Kugeln, die sich durch seine Kleidung rissen und auf seinem Helm prallten. Er warf seine letzte Handgranate in das Maschinengewehrnest und stolperte weiter, um die Besatzung auszulöschen. Er hatte diese selbsternannte Aufgabe erledigt, als ihn dann Kugeln der Deutschen Soldaten sofort töteten. Bei seinem spektakulären Ein-Mann-Angriff tötete der Soldat Merrell sechs Deutsche in der ersten Maschinengewehrstellung, sieben in der nächsten, und weitere zehn Infanteristen, die auf seinem Weg zu den Waffen waren, die seine Einheit dezimiert hätten. Hätte er nicht die Last des Angriffs übernommen und wäre in die feindlichen Stellungen gestürmt, mit völliger Furchtlosigkeit, Unerschrockenheit auf höchstem Niveau und der Bereitschaft, sein eigenes Leben zu opfern, wären weitere Soldaten gestorben und somit konnten seine Kameraden zum Sieg gelangen. (Auszug aus der US-Akte Medal of Honor)

Das 2. US-Panzeraufklärungsregiment, (2nd Armored Regiment) hatte eine Mannstärke von 2.300 Soldaten und sicherte während des Kalten Krieges die Grenze zur DDR und Tschechoslowakei zwischen Hof und Zwiesel. Sie hatten Panzer und Hubschrauber zur Sicherung. Die Hubschrauber standen auf dem ehemaligen Märzfeld, nun Soldiers Field AAF genannt. Das 2. US-Panzeraufklärungsregiment, wurde dann 1990 nach Saudi-Arabien verlegt und nahm 1991 am Golfkrieg teil.

Heute ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dort untergebracht. Wir blicken ins Innere. Zeigen die rote Marmortreppe, den Ehrensaal, die Decken Mosaiken und was noch alles aus der NS-Zeit erhalten blieb. Auch Relikte der Amerikaner kann man noch sehen.