Nürnberger Volksfest

Das Nürnberger Volksfest war nicht schon immer am heutigen Ort. Der große freie Platz vor der Kongresshalle war zuvor der alte Nürnberger Tiergarten. Das Nürnberger Volksfest bietet einen Mix aus Fahrgeschäften, Spiel- und Schießbuden, aber natürlich auch extra Attraktionen für Kinder. Selbstverständlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Neben kulinarischen Speisen gibt es auch Großzelte und liebevoll gestaltete Biergärten. Das Nürnberger Volksfest wird auch gerne von Schlagerstars besucht, wie z.B.   Roberto Blanco, Meite Kelly, Harpo oder Jürgen Drews, um nur einige zu nennen. Die gerne ihre Schlager beim Auftritt in den Zelten zum Besten geben.

Die Volksfeste in Nürnberg haben eine über 190 Jahre alte Tradition. Sie werden vom Schaustellerverband für die Stadt Nürnberg ausgerichtet. Zum 100-jährigem Jubiläum, im Jahr 2019, des Frühlingsfestes begibt sich die Dokumentation auf Spurensuche. Wo und wann war das erste Fest. Wie sahen früher die Buden, Schau- und Fahrgeschäfte aus. Damals gab es auch noch einen Festzug, der von der Innenstadt zum Festplatz führte, inmitten einer Werbekarawane die Bierfreikarten, Luftballons,  Gutscheine verteilten und von Straßen Show Akts begleitet wurden.

Die Dokumentation vermittelt nur einen kleinen Streifzug durch das Volksfest. Bietet einen Einblick in das Thema Nostalgie und Historie des Volksfestes.

Die Geschichte des Nürnberger Volksfestes begann schon im Jahre 1826, als die Stadt Nürnberg beschloss, den Geburts- und Namenstag König Ludwig I. festlich zu feiern. Der König, der bei einer seiner Reisen nach Bad Brückenau auch in Nürnberg halt, machte, wurde von den Bürgern Nürnbergs begeistert empfangen. Der Geburtstag des Königs bot dazu einen willkommenen Anlass, ein groß angelegtes Volksfest zu veranstalten. Das erste Fest fand dann auf dem freien Feld Peterheide, der zu Ehren des Königs nun in Ludwigsfeld umbenannt worden ist statt. Es ist einem schon im Mittelalter als Festplatz genutzten Sandfeld zwischen Regensburger Straße und der Tullnau. Drei Tage lang gab es dann Pferderennen, Schießwettbewerbe, Musikveranstaltungen, Glücksspiele und natürlich auch etwas zu Essen und Trinken.

Mit dem 1. Weltkrieg, war es dann mit der Festfreude auf der Ludwigsfeld, das gegenüber der heutigen Bundesanstalt für Arbeit (Regensburgerstrasse) lag, vorbei. Anstelle der Vergnügungsbuden entstand eine Lazarettstadt und die Verkaufsstände wurden in Material Depots umgewandelt. Nach dem Krieg wurden die Baracken zu Notunterkünften für heimgekehrte Soldaten umfunktioniert. Das Ludwigsfeld ging dem Nürnberger Volksfest damit für immer verloren. Heute befindet sich auf dem Platz eine Wohnsiedlung, genau gegenüber der Bundesanstalt für Arbeit. Ab dem Jahre 1919, war dann das Nürnberger Volksfest auf der Deutschherrn Wiese angesiedelt. Leider war der Platz an der Deutschherrenwiese, wegen der angrenzenden Häuser sehr beengt, so dass man auf Suche nach einem geeigneten Platz war.

Ein geeignetes Gelände fand man dann an der Fürther Straße. Der Platz, auf dem ursprünglich eine Kleingartensiedlung stand, wurde dann ab dem Jahre 1925 als Volksfestplatz verpachtet. Man hatte dann ein Areal von 70.000 qm zur Verfügung. Die Nürnberger kennen das Areal als Quelle Einkaufszentrum und Versandhaus.

Als dann 1933 schließlich Adolf Hitler zum Reichskanzler avancierte, wurde damit auch das Nürnberger Volksfest in die braune Propagandamaschinerie eingespannt. In einem Grußwort an die offizielle Volksfestzeitung heißt es: „Unsere Behörden stehen den Bestrebungen des ambulanten Gewerbes nicht mehr diametral gegenüber, sondern unterstützen seine Belange und erkennen seine Existenzberechtigung voll an.“ Die Leitung des Festes wurde linientreuen Parteigenossen überlassen. Die Mitglieder des Reichsverbandes ambulanter Gewerbetreibender wurden zwangsweise in die parteiabhängige Wirtschaftsgruppe “Ambulantes Gewerbe” umorganisiert, die Gruppe der Schausteller wurden Joseph Goebbels Reichskulturkammer unterstellt.

Die Veranstaltungen des Volksfestes selbst unterschieden sich außer den im Eingangsbereich überall gehissten Hakenkreuzfahnen zumeist nur wenig von der bisherigen Tradition.

Die Veranstaltungen des Volksfestes selbst unterschieden sich außer den im Eingangsbereich überall gehissten Hakenkreuzfahnen zumeist nur wenig von der bisherigen Tradition.

Die Schausteller sahen sich durch alle möglichen Schikanen gezwungen, sich der vorgegebenen politischen Linie zu unterwerfen. Bald erstreckte sich der Einfluss der Partei ebenso auf die äußere Gestaltung der Buden sowie auf die gezeigten Programmdarbietungen.

So durften in den Schaubuden keine Abnormitäten mehr gezeigt werden, die Volksfestorgeln mit ihren Musikstücken konnten sich nicht mehr am Publikumsgeschmack, sondern nur noch an den Parteivorgaben orientieren. Jazz war verpönt. Die Kinder Karussells wurden mit Hakenkreuzfähnchen versehen, die Schießbuden mussten sich, um die „Wehrertüchtigung“ der Jugend zu fördern, auf das neu vorgeschriebene „Wehrsportgewehr“ umstellen.

Anlässlich der auf dem „Nürnberger Parteitagsgelände“ Jährlich abgehaltenen Reichsparteitage, die zeitweise bis zu 250.000 Menschen nach Nürnberg lockten, erzielte das Nürnberger Volksfest sogar traumhafte Einnahmen. Der Großteil der Politbesucher nutzte die willkommene Gelegenheit, der Entspannung und Ablenkung auf dem Volksfest. Obwohl die Lage nach Beendigung des 2ten Weltkrieges im Mai 1945 in der zerbombten Nürnberger Stadt beinahe hoffnungslos war, verloren die Nürnberger Schausteller nicht ihren Mut zum Neubeginn. Im September 1945, vier Monate nach Kriegsende, sammelten sie die Reste ihrer Bestände zusammen, reparierten mit bescheidenen Mitteln ihre Attraktionen und Schaubuden, versammelten sich zur Volksfestzeit zu einer Art Not-Volksfest in der Schweinauer Hermannstraße. Da der Platz an der Fürther Straße (Quelle-Areal) noch ein Trümmerhaufen war, musste das Volksfest 1946 auf das Gelände am Fuchsloch ausweichen. Das Frühlingsfest 1947 fand wieder, wie in früheren Zeiten, auf der Deutschherrenwiese statt. Die Schausteller gründeten während dieses Frühlingsfestes einen neuen süddeutschen Schaustellerverband. Damit übernahmen sie auch die volle Verantwortung für Planung und Durchführung des Herbstvolksfestes. In den folgenden Jahren zog das Volksfest dann wieder an die Fürther Straße.

Im Frühjahr 1953 ging die Volksfestära an der Fürther Straße zu Ende. Der Nürnberger Industrie- und Kulturverein, als Eigentümer des Geländes, verkaufte dieses an die Firma Schickedanz, das Quelle-Imperium war im Entstehen. Das Nürnberger Volksfest war dadurch wieder auf der Suche nach einem neuen Standort, der schließlich auf dem Gelände des alten Tiergartens am Dutzendteich gefunden wurde. Auch hier waren wieder zahlreiche Adaptierungen notwendig. Um die schweren Schausteller wagen vor dem Versinken zu bewahren, mußte der Boden verdichtet werden. Langwierige Planierungsarbeiten, sowie Kanalanschlüsse und die Errichtung einiger Trafostationen mussten durchgeführt werden, um den Platz für das Herbstvolksfest 1953 zu akzeptieren.

Das Nürnberger Volksfest macht 2 mal im Jahr Station in Nürnberg. Einmal als Frühlingsfest und dann als Herbstvolksfest. Einen Besuch auf dem Frühjahr oder Herbstvolksfest sollte in ihrem Kalender unbedingt stehen. Natürlich sollte man das Feuerwerk nicht vergessen. Durch die Nähe zum Dutzendteich ergibt sich ein sagenhaftes Feuerwerk, dass sich zusätzlich im Wasser spiegelt und einen krönenden Abschluss eines jeden Besuches des Nürnberger Volksfestes bietet.