Eagle´s Nest – Hitlers Teehaus
Das Kehlsteinhaus ist auf einem Felsvorsprung des Berges Kehlstein in 1834 Meter Höhe, von 1937 bis 1938 im Auftrag der NSDAP errichtetes ehemaliges Repräsentationsgebäude. Es wurde als Hitlers Teehaus erbaut. Es ist ein denkmalgeschützter Täterort und war Teil des Führersperrgebiets vom Obersalzberg, Hitlers Alpenfestung. Der Führer hatte keinerlei Anteilnahme am Bauvorhaben, der Planung oder der Ausführung. Das Projekt wurde von Martin Bormann (Hitlers Sekretär) und der Organisation Todt, der Bauleiter war (Ing. Fritz Todt) realisiert.
Das Kehlsteinhaus und die Kehlsteinstraße wurden 1938, nach zwölfmonatiger Bauzeit, fertiggestellt. Das Bauwerk wurde am 20. April 1939, zu Hitlers Geburtstag, seiner Bestimmung übergeben. Ein 10 Kilometer langer riesiger Stacheldraht Sicherheitszaun umgab den Berg und schützte das Kehlsteinhaus. Es patrouillierten SS-Gebirgsjäger an dem Zaun. Ab 1944 wurden zum Schutz des Kehlsteinhauses vor den alliierten Bomben zusätzlich 4 Flakgeschütze installiert. Noch heute sind die Betonfundamente rings um das Kehlsteinhaus zu finden.
Das heute als Berggaststätte genutzte Gebäude bietet einerseits einen einzigartigen Ausblick über die Berchtesgadener Bergwelt und die Gegend um Salzburg, andererseits ist es auch mahnende Erinnerung an die Abgründe der menschenverachtenden NS-Diktatur. Das Kehlsteinhaus wird seit 1952 als Berggaststätte geführt. Die Auffahrt über die Kehlsteinstraße ist nur mit Spezialbussen der Kehlsteinlinie möglich. Die Ausstellung auf der Sonnenterrasse zeigt die Geschichte des Kehlsteinhauses auf 14 gestalteten Infotafeln. Historische Fotografien und begleitende Texte erzählen die Geschichte des Berges vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse. Vom Wandel des Obersalzbergs zum „Führersperrgebiet“ über den Bau der Kehlsteinstraße und des Kehlsteinhauses in den Jahren 1937/38 bis zur touristische Nutzung von 1945 bis heute. Das Kehlsteinhaus und die Buslinie sind in den Monaten Mai bis Oktober in Betrieb. Die Schneeräumung der Straße ist zu schwierig und kostspielig.
Die englische Bezeichnung Eagle’s Nest wurde erst später nach Kriegsende von den Amerikanern eingeführt.
Der Tunnel und der Aufzug
Vom Buswendeplatz führt ein schmaler asphaltierter Fußweg in mehreren Serpentinen hinauf zum Kehlsteinhaus, zuletzt über mehrere Steinstufen. Bequemer ist die Auffahrt mit dem Kehlsteinlift, einem 124 m hohen Aufzug, der direkt im Aufzugsturm des Kehlsteinhauses endet. Die Auffahrt im Berginneren dauert 41 Sekunden. Den Eingang zum Aufzug bildet ein Tor aus Granitquadern, das in einen ebenfalls 124 m langen und 3 Meter hohen Tunnel führt. Der Tunnel endet vor dem Aufzug in einer Rundhalle. Der luxuriöse Aufzug selbst ist verspiegelt und mit Messing verkleidet. Die Kabine ist weitgehend original erhalten, einschließlich Wandtelefon aus Bakelit und mechanischer Uhr. Die grünen, mit Leder gepolsterten Sitzmöglichkeiten bleiben aufgrund des hohen Besucheraufkommens normalerweise hochgeklappt. Es haben 48 Personen Platz. Der Aufzug wurde von der Maschinenfabrik Carl Flohr aus Berlin, hergestellt. Der Aufzug endet direkt im Inneren des Kehlsteinhauses.
An den beiden bronzenen Toren des Aufzugtunnels waren damals 2 Torgriffe in Form von Löwen aus Bronze angebracht. US-Soldaten nahmen sie, als sie das Gebiet zurückgaben, als Souvenir mit in die Staaten.
Der Maschinenraum
Neben dem 124 Meter langen Lifttunnel führt parallel ein Tunnelschacht für Kabel und die Heizungsrohre. Der Schacht endet in einem Maschinenraum, direkt am Busparkplatz. Nur eine Metalltür und ein verborgenes Auspuffrohr, das zwischen Steinen aus dem Berg ragt, weisen darauf hin. In dem Maschinenraum steht ein U-Boot MAN Dieselmotor. Er springt sofort an, wenn es einen Stromausfall am Kehlstein geben sollte. Er betreibt ein Notstromaggregat. Der Maschinenraum ist für Besucher nicht zu besichtigen.
An der Errichtung des Kehlsteinhauses waren vor allem deutsche, später auch tschechische und italienische Facharbeiter beteiligt. Bei der Errichtung des Aufzugsschachts innerhalb des Berges gab es zwölf tödliche Arbeitsunfälle. Das gesamte Bauwerk demonstriert die Leistungsfähigkeit der deutschen Technik.
Der Teeraum wurde mit Sandstein vermauert, die Wände des Scharitzkehlstüberls sind vollständig mit Zirbelholz verkleidet. Die reinen Baukosten beliefen sich wegen der aufwendigen Gestaltung des Kehlsteinhauses inkl. der fünf Tunnel, des Aufzugsystems und der Zufahrtsstraßen damals auf rund 30 Millionen Reichsmark, was heute ungefähr 140 Millionen EUR entspricht. Weitgehend sind die Räume im Originalzustand. Lediglich wurde das Mobiliar erneuert. Die Wandvertäfelungen und Kassettendecken sind aus der damaligen Zeit.
Wenn auch keine Entscheidung Hitlers auf dem Kehlstein fiel, so steht das Haus doch für den Wahn seines Regimes, steht es für seine Welt am Obersalzberg, wo Pläne für Krieg und Massenmord geschmiedet wurden. Scheinbar trotzig erhebt sich das Gebäude über der schroffen Steilwand. Auch eine Straße in völlig unwegsamem Gelände hatte man dem Berg mit Gewalt abgerungen. Wenngleich eine architektonische Leistung, so war es auch ein Akt der Verschwendung von Natur und Ressourcen. Ein goldglänzender Aufzug inmitten des Berges, durch den man zum „Gipfel der Macht” gleichsam emporgehoben wurde. All das eignete sich nur zu gut, um Menschen zu blenden. Legenden in der Nachkriegszeit, die scheinbar unverzichtbare Verwendung des „Eagle’s Nest” als Motiv in populären US-Kriegsfilmen, die Tatsache, dass dieses Bauwerk zu den wenigen unzerstörten Monumenten der Hitler Jahre zählt. All das hat dem Gebäude eine Prominenz verliehen, die es vielleicht nicht verdient, aber mitunter zu provozieren vermag.
Hitler besuchte das Kehlsteinhaus äußerst selten. Er litt unter Schwindelgefühlen und Kopfschmerzen in der Höhe. Hitler war etwa zehnmal auf dem Kehlstein, weil ihm auch die Ausflüge dorthin zu zeitaufwendig und riskant gewesen sein sollten. Vor allem soll er kritisiert haben, dass der Aufzugsschacht nicht sicher gegen Blitzeinschläge sei und man einem Überraschungsangriff der Alliierten und ihren Bombern schutzlos ausgeliefert wäre. Die Bomben der Alliierten im Zweiten Weltkrieg trafen das Kehlsteinhaus nicht, und auch nach dem Krieg unterblieb die Sprengung des Hauses. Das Kehlsteinhaus ist daher heute noch weitgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten und wird seit 1952 als Berggasthaus geführt.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde am 4. Mai 1945 das Führersperrgebiet von amerikanischen und französischen Truppen besetzt. Die Amerikaner erklärten es wiederum zum militärischen Sperrgebiet. Das Kehlsteinhaus wurde beschlagnahmt und am 1. April 1946 förmlich unter Kontrolle genommen. Die Amerikaner vermuteten, dass unter dem Eagle´s Nest ein großes Hauptquartier (Alpenfestung) im Inneren des Berges eingerichtet war. Die Kehlsteinstraße war mit Ausnahme der amerikanischen Soldaten für jeden Personenverkehr gesperrt. Den Aufzug durften sogar nur amerikanische Offiziere benutzen. Die einfachen Dienstgrade mussten den Fußweg vom Busparkplatz zum Kehlstein nehmen.
Die Raumaufteilung des Teehauses sah Arbeits-, Speise-, Wohn-, Wach- und Ruhezimmer vor sowie eine Küche, Waschräume und einen großen Keller. Für Hitler war ein Arbeitszimmer vorgesehen, aber der Führer war nie lang genug auf dem Kehlstein, dass er das Zimmer benutzte. Der Teeraum wurde mit Marmor vermauert, die Wände des Scharitzkehlstüberls sind vollständig mit Zirbelholz verkleidet. Den roten Carrara-Marmor für den großen Kamin des Hauptraumes hat Benito Mussolini gestiftet. Es war das Geschenk vom “Duce” zu Hitlers 50. Geburtstag. Der Kamin war damals die einzige Heizung im Kehlsteinhaus. Ein wertvoller 8 Zentimeter dicker Teppich bekam Hitler für das Kaminzimmer von dem japanischen Kaiser Hirohito, als er zu Besuch war.
Hochzeit auf dem Kehlstein
Am 3. Juni 1944 feierten das Hochzeitspaar, Grete Braun, Schwester von Eva Braun und der SS-Obersturmbandführer Hermann Feggelein ihre Hochzeitsfeier auf dem Kehlstein.